Nimmt man den Befund ernst, dass die Verschränkung von sprachlichen Zeichen mit anderen der Normalfall ist, dass alle Texte Verschränkungen verschiedener Codes bzw. Modes (Zeichenarten, Kanäle) enthalten, dann muss man der Frage nachgehen, wie diese Verschränkungen zu beschreiben sind, z.B. die Muster der audiovisuellen Bedeutungskonstitution. Sie werden hier als Fälle wechselseitiger ‚Transkriptionen’ konzeptualisiert, wobei es darum geht, im Bezug auf die jeweils andere Zeichenart, ‚unlesbar’ gewordene Ausschnitte wieder oder anders ‚lesbar’ zu machen. An einem Beispiel wird gezeigt, dass so audiovisuelle Bedeutungen entstehen, die in einer Zeichenart alleine nicht möglich wären. Aber auch weniger auffällige Verfahren in alltäglicher Fernsehberichterstattung können auf Muster transkriptiver Logik hin untersucht werden, von denen hier eines, nämlich ‚mit Worten sehen’, zusammen mit seinen komplementären Mustern in Umrissen skizziert wird. In all diesen Mustern sind die jeweiligen spezifischen Leistungen der Zeichenarten einerseits transkriptiv und kompensatorisch auf die jeweiligen Defizite des anderen bezogen, und zwar mithilfe von angeeigneten Zügen des anderen, es bleibt aber andererseits bei deren autochthonen Strukturen, die durch den transkriptiven Bezug noch verstärkt oder sogar erst aktiviert werden.
If we take seriously the finding that the linking of linguistic signs with others is the normal case, that all texts contain linkages of different codes and/or modes, then we must address the question of how these linkages are to be described, e.g. the patterns which constitute audiovisual meaning. These are conceptualised as cases of mutual “transcriptions”, whereby sections which have become “illegible” are made “legible” once more or in a different way in connection with the different type of sign. An example shows that audiovisual meanings which would not have been possible with a single type of sign develop in this way. But even less conspicuous procedures in everyday television reporting can be examined for patterns of “transcriptive logic”, of which one, “seeing with words”, is outlined here together with its complementary patterns. In all these patterns the specific contributions of the types of sign are related to the deficits of the other types in both transcription and compensation, specifically with the assistance of features acquired from the other type. However, the autochthonous structures remain and are further strengthened or even activated by the transcriptive features.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2006.01.12 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2006 |
Veröffentlicht: | 2006-01-01 |
Seiten 135 - 150
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