Die neuhochdeutsche Auslautverhärtung geht – was weitgehend in Vergessenheit geraten ist – auf einen Revitalisierungsversuch der mittelhochdeutschen Auslautverhärtung zurück, wobei der auslautende Stimmtonverlust von b, d, g (final devoicing) im Jahre 1898 zur Vorschrift erhoben wurde, der auslautende Zusammenfall mit p, t, k (neutralization) erst 1957. Diese modernen Normsetzungen konnten sich zwar im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute nicht durchsetzen, fanden jedoch in den linguistischen Arbeiten seit 1960 so große Aufmerksamkeit, dass die Auslautverhärtung heute die international bekannteste und meist behandelte Sprachregel des Deutschen darstellt. Am Beispiel dieser durch einseitige Normorientierung entstandenen Diskrepanz zwischen linguistischem Wissen und sprachlicher Wirklichkeit werden einerseits methodische Probleme der gegenwärtigen linguistischen Theoriebildung diskutiert, andererseits Möglichkeiten zu einer Wiederannäherung von kodifizierter Norm und gesellschaftlicher Sprachverwendung.
It has largely been forgotten that Auslautverhärtung (final devoicing) in New High German goes back to an attempt to revitalise the Middle High German final fortition rule, whereby the loss of voice in b, d, g was established as a norm in the year 1898, whereas the total loss of distinction between b, d, g and p, t, k in final position (neutralization) did not become standard until 1957. Although these prescriptive norms have been adopted only to a small degree in common language use, they have attracted so much attention in linguistic work since 1960, that final devoicing today represents the internationally best-known and most discussed linguistic rule of German. This discrepancy between linguistic knowledge and the reality of usage, which is the result of a one-sided orientation towards the written norm, serves as a basis for a discussion about the relevance of input data for linguistic theories. On the other hand it leads to considerations for a possible reapproximation between the codified standard and common language use.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2007.02.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2007 |
Veröffentlicht: | 2007-04-01 |
Seiten 95 - 118
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