Es werden erzählgrammatische Verkettungstechniken in vier Sprachen auf der Grundlage von Camus’ „L’étranger“ verglichen. Dabei gilt das besondere Augenmerk den grammatiksystematischen und lexikalischen Mitteln, die dem Romanischen im Gegensatz zum Germanischen zur Verfügung stehen. Die deutsche Übersetzung „Der Fremde“ (durch U. Aumüller) geht mit dem Französischen völlig parallel, indem sie Camus’ zusammengesetztes Präteritum (in unsystematischem Wechsel mit dem einfachen Präteritum, S(imple) P(ast)) verwendet. Funktionaler und stilistisch adäquater wäre es jedoch gewesen, das deutsche historische Präsens zu verwenden. Ich diskutiere Erzählsequenzen aus dem französischen Original (mit dem Erzähl-funktionalen Wechsel zwischen Passé simple, Imparfait und Passé composé) im Vergleich mit den Übersetzungen im (Englischen, Niederländischen und) Deutschen. Letzteres verfügt ja nicht über die Aspektmöglichkeiten des Französischen um den Ereignisfortschritt/Vordergrundierung (über PS) gegenüber dem Kommentar und Ereignishintergrund (über Imparfait) voneinander zu trennen. Da das Deutsche über die eleganten morphologischen Aspektanzeigen und damit die Trennungsmöglichkeiten von Vordergegenüber Hintergrundierung nicht verfügt, sollen die außerverbalen Mittel (Zeitadverbiale, Nebensätze, kausale-konzessive-hypothetische Verknüpfungen u.a.) als Kompensationsmittel im Deutschen diskutiert werden ebenso wie der Umstand, dass das deutsche historische Präsens Camus’ französischen Passé composé funktionaler wiedergibt als Aumüllers Entscheidung für das zusammengesetzte Präteritum, mit dem er die Parallele zum Französischen bloß oberflächlich herstellt, ohne damit Vorder- von Hintergrundierung trennen zu können.
This article compares the concatenation techniques of narrative grammar in four languages on the basis of Camus' “L'étranger”. Special attention is paid to the systematic grammatical and lexical means which the Romance languages have at their disposal in contrast with the Germanic languages. The German translation “Der Fremde” (by U. Aumüller) is completely parallel to the French original, retaining Camus' compound preterite (in unsystematic alternation with the preterite, s(imple) p(ast)). It would, however, have been more functional and stylistically more adequate to use the German historical present. I discuss narrative sequences from the French original (with the narrative-functional alternation between passé simple, imparfait and passé composé) in comparison with the translations in (English, Dutch and) German. The latter does not have the same range of possibilities for distinguishing aspect as French in relation to the progress of events/foregrounding (by means of the PS) compared with comments and event backgrounding (by means of the imparfait). Since German does not have these elegant morphological means of expressing aspect and thus distinguishing foregrounding and backgrounding, compensating means other than verbs (adverbials of time, subordinate clauses, causal concessive hypothetical links, etc.) in German are discussed, along with the fact that the German historical present translates Camus' French passé composé more functionally than Aumüller’s choice of the compound preterite, as the latter gives only a superficial parallel with French, being unable to distinguish foregrounding and backgrounding.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2008.04.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2008 |
Veröffentlicht: | 2009-04-22 |
Seiten 287 - 304
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