Auf den ersten Blick scheint es recht plausibel, anzunehmen, dass der Lerner beim L2-Erwerb mehr oder weniger bewusst auf sprachliches Wissen aus der Muttersprache oder anderen Fremdsprachen zurückgreift. Auch wenn dieser Einfluss je nach theoretischer Ausgangslage unterschiedlich eingeschätzt wird, so wird er im Allgemeinen doch nicht vollständig geleugnet. Ein grundsätzliches Problem bleibt hierbei jedoch weitgehend unangetastet und das betrifft die Frage, inwiefern eine derartige Interferenz überhaupt möglich ist, wenn L1 und L2 sich typologisch so weitgehend unterscheiden, dass direkter Transfer aus prinzipiellen Gründen gar nicht möglich sein kann. In der vorliegenden Arbeit soll nun das Konzept des strukturellen Transfers vorgeschlagen und ein Versuch gemacht werden, dieses am Beispiel typischer grammatischer Fehler chinesischer Deutschlerner sowohl im Bereich der Verbalkategorien als auch im Bereich der Nominalkategorien zu belegen. Hierbei wird für eine typologische Dichotomie von Verbkontrolle vs. Themakontrolle als theoretischer Basis der strukturellen Interferenz argumentiert. Diese besteht in einem Missverständnis der Interaktionsweise der verschiedenen grammatischen Teilbereiche. Scheinbar unabhängige Fehlertypen lassen sich aus diesem Missverständnis heraus erklären und es kann die wechselseitige Bedingtheit der Fehlertypen gezeigt werden.
At first glance it seems quite plausible to assume that in the process of acquiring a second language learners more or less consciously rely on linguistic knowledge provided by their mother tongue. Depending on the theoretical framework one can draw different conclusions concerning the extent of this influence. However, presumably nobody would go so far as to completely deny the fact that there is a certain amount of transfer. Nevertheless, one principal question remains: How is linguistic transfer possible if L1 and L2 are structurally so different that the transferable features in one language do not have direct counterparts in the other language? In order to solve this conundrum, I propose the concept of structural transfer and illustrate it by providing examples of typical learners’ errors from Chinese students of German. The focus is on grammatical errors in connection with verbs and nouns and the dichotomy between verb-control and topic-control, which in turn will serve as a theoretical starting point for the arguments put forward here. The article shows that various types of seemingly independent learners’ errors are actually closely related and can be derived from a common structural misunderstanding of the target language system.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2015.02.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2015 |
Veröffentlicht: | 2015-05-27 |
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